Zusammenfassung
Das Gebiet rund um Vorau in der Oststeiermark/Österreich weist für den mitteleuropäischen Raum eine hohe Dichte an außergewöhnlichen unter- wie auch oberirdischen Steinmonumenten auf, die bisher wissenschaftlich kaum untersucht wurden und von ihren Strukturen her in der Literatur als „prähistorisch“ interpretiert werden. Um die Standorte dieser Menhire, Lochsteine und der unterirdischen, aus Trockenmauerwerk errichteten Anlagen umfassend zu dokumentieren, wurden vorhandene Daten aus früheren Kartierungen zusammengeführt und in zwei Karten eingezeichnet. Bereiche ohne Daten wurden mit weiteren Kartierungen vervollständigt. Als Ergebnis wurde eine Datenbank von mehr als 500 dieser Steinsetzungen und über 120 unterirdischen Trockenmaueranlagen auf einer Fläche von 400 km2 im Bereich Vorau entwickelt, die hier vorgestellt wird. Um das Alter dieser megalithischen Steinsetzungen, der in der Nähe befindlichen Erdställe und unterirdischen Anlagen zu bestimmen, wurde der Versuch unternommen das Expositionsalter einiger bearbeiteter Gesteinsoberflächen mit Hilfe des kosmogen gebildeten Nuklids 10Be zu bestimmen. Dazu wurden insgesamt neun Proben von einem Lochstein, einem Menhir, einem vorerst vermuteten prähistorischen Steinbruch und von fünf Abdeck- bzw. Überlagplatten unterirdischer Trockenmaueranlagen in zwei Etappen genommen und deren 10Be Gehalt gemessen. Die gemessenen Konzentrationen wurden auf die Endglieder Prozesse: (a) eines Expositionsalters und (b) einer Erosionsrate umgerechnet. Die Berechnungen ergeben Expositionsalter ergeben Alter zwischen etwa 10.000 und 55.000 Jahren. Die berechneten Erosionsraten sind zwischen 12 m/Myr und 75 m/Myr. Als Erosionsraten interpretiert korrelieren die gemessenen Werte gut mit anderen Messungen holozäner Erosionsraten aus diesem Teil der Ostalpen. Die Expositionsalter können als Bearbeitungs- oder Herstellungsalter der Menhire und Steinplatten in den unterirdischen Schächten und Ganganlagen interpretiert werden. Dies wäre jedoch nur dann eindeutig nachgewiesen, wenn bewiesen werden könnte, dass die Steinplatten vor ihrer Aufstellung aus vielen Metern Tiefe unter der Oberfläche stammen oder in einem Steinbruch durch Menschen abgebaut wurden. Um die Herkunft der Megalithen zu bestimmen, wurden einige Gesteinsproben von den Menhiren in Bezug auf ihre mineralogische Zusammensetzung untersucht, mit dem Raster-Elektronenmikroskop analysiert und diese Daten mit veröffentlichten petrologischen Beschreibungen der Gesteine der Umgebung verglichen. Dieser Vergleich zeigte, dass ein Ursprung der eingefügten Steine (Klaubsteine von der Erdoberfläche) in die Seitenwände der Trockenmauern der unterirdischen Anlagen aus der näheren Umgebung wahrscheinlich ist (insbesondere aus dem Strallegg-Komplex). Andererseits entziehen sich Hunderte vom Menschen nachbearbeitete Überlagplatten von steingemauerten Gängen, Schächten, Steinkammern, Menhire und Lochsteine dieser Interpretation und lassen die Fragestellung nach deren Ursprung vorläufig noch offen.
Abstract: To Determine the Age of Megalithic Underground Dry Stone Walls and Stone Monuments in Northeast Styria, Austria.
The area around Vorau in Eastern Styria /Austria features a high density of unexplained stone constructions that is unique for this part of Europe. In the literature, these constructions have been interpreted as Menhirs and stone-monuments of prehistoric origin. To understand their geographic distribution and in order to provide future interpretations a sound scientific base, existing data from earlier field mapping campaigns was collected and plotted on a map. Areas without any data were then complemented with further field mapping. Thus, a database of more than 500 megalithic-monuments and more than 120 underground stone tunnels from a 400 km2 region around Vorau was developed and is in here. In an attempt to date the surface exposure age of the man-made building stones, several constructions were dated with the aid of the cosmogenic nuclide 10Be. A total of nine samples of surface constructions and cover plates of associated subsurface tunnels were dated in two sampling runs. The measured 10Be concentrations were recalculated to the inferred end-member processes of: (a) an exposure age and (b) an erosion rate. The calculated exposure ages range between about 10000 and 55000 years. The calculated erosion rates range between 12 m/Myr and 75 m/Myr. Interpreted as erosion rates, the measured values correlate well with other measurements of Holocene erosion rates performed in this part of the Eastern Alps. In principle, the exposure ages could be interpreted in terms of an erection age of the Menhirs’ erection age. However, this would only be plausible, if the Menhirs were excavated and mined from at least several meters below the surface or a quarry prior to their erection by humans. To determine the origin of the building stones, several samples were studied for their mineralogical composition and analyzed by electron microscopy. These data were compared with published petrological descriptions of rocks from the region. The comparison shows that the origin of building stones is likely to be in the vicinity (in particularly from the Strallegg-Complex). This supports a natural formation of the rock boulders from which the lower side-wall constructions of the underground places were built. Hundreds of man-made “Stone-plates”, “Stone-Chambers”, “Tunnels”, “Pits”, “Menhirs” and “Holed Stones” have no final interpretation of their origin!
Präsentiert im
Speleo-Austria 2023
Zur Altersbestimmung von megalithischen unterirdischen Trockenmaueranlagen und Steinmonumenten in der Nordoststeiermark, Österreich
Sebastian Wiesmair & Heinrich Kusch
(erstellt 2023)