Zusammenfassung
In einem eingangsnahen Seitengang der Lurgrotte Semriach, dem „Katzensteig“, wurde ein Abbau von Kalksinterplatten erstmals wissenschaftlich bearbeitet und mittels Uran/Thorium-Datierung eine prähistorische Datierung wahrscheinlich gemacht.
Auf einer derzeit verifizierten Abbaufläche von 34 m3 konnten Spuren von mindestens 94 entfernten Platten gefunden werden. Die realistische mögliche Anzahl der abgebauten Platten mit den durchschnittlichen Maßen von 0,8 m Länge, 0,4 m Breite und bis zu 0,3 m Höhe liegt nach heutiger Erkenntnis zwischen 100 und 150 Stück. Um die einzelnen Blöcke wurde entlang der schräg und horizontal verlaufenden Schichtflächen der Sinterablagerungen ein oft nur 5 bis 10 cm breiter Spalt rund 0,3 m tief in die Sinterfläche geschlagen und danach die Platte möglicherweise mit Hebeln oder Holzkeilen entlang der Schichtfläche gelöst und abgehoben.
Die neue Sintergeneration, die an einigen Stellen über der ehemaligen Abbaufläche gewachsen war, hat ein vorläufiges Mindestalter von rund 2800 Jahren vor heute. Die offene Zeitdifferenz zwischen Alt- und Jungsinter belegt, dass der Abbau mit großer Wahrscheinlichkeit in einem derzeit noch unbekannten Zeitabschnitt vor 2800 bis 5100 Jahren stattfand; der Abbau kann nach heutigem Forschungsstand vorläufig den prähistorischen Epochen der Bronze- oder Jungsteinzeit (Kupferzeit) zugeordnet werden. Eine prähistorische Gewinnung von Kalksinterplatten aus einer Naturhöhle wäre bisher einzigartig im österreichischen Raum.
THE PREHISTORIC LIMESTONE SINTER PLATE MINING IN THE CAVE SECTION “KATZENSTEIG” OF THE LURGROTTE NEAR SEMRIACH (STYRIA)
In a side corridor near the entrance to the Semriach Lurgrotte, the “Katzensteig”, the mining of limestone sinter plates was scientifically investigated for the first time and prehistoric dating was made probable by means of uranium/thorium dating.
Traces of at least 94 removed plates could be found on a currently verified mining area of 34 m3. According to today’s knowledge, the realistic possible number of plates mined with the average dimensions of 0.8 m length, 0.4 m width and up to 0.3 m height is between 100 and 150. Around the individual blocks, along the inclined and horizontal layer surfaces of the sinter deposits, a gap, often only 5 to 10 cm wide, was cut about 0.3 m deep into the sinter surface and then the plate was possibly loosened and lifted with levers or wooden wedges along the layer surface.
The new sinter generation, which had grown in some places above the former mining area, has a provisional minimum age of about 2800 years before today. The open time difference between older and younger flowstone certifies that the mining probably took place in a currently still unknown period 2800 to 5100 years ago; according to today’s state of research, the mining can temporarily be assigned to the prehistoric epochs of the Bronze Age or Neolithic (Copper Age). A prehistoric extraction of limestone sinter plates from a natural cave would be unique in Austria.
Präsentiert im
Forschungsbericht …
Dr. Heinrich Kusch, Univ.-Prof. Dr. Christoph Spötl, Dr. Karl-Heinz Offenbecher & Dr. Jan Kramers
(erstellt 2006)